Was ist Barbershop?
Barbershop - Friseur? Musik? Was singt man da?
Wer bei diesem Begriff eher an Föne statt an Töne denkt, liegt nicht falsch. "Barbershops", die amerikanischen Friseur-Salons, waren Ende des 19. Jahrhunderts Orte geselliger Treffen, bei denen sich die Herren die Wartezeit gelegentlich mit spontan improvisierten Gesängen zu vertreiben wussten. Inzwischen ist die Barbershop-Musik in den USA längst zur längst ein Teil der amerikanischer Kultur geworden, und vor rund 60 Jahren haben auch die Frauen diese Männer-Domäne für sich erobert. Ursprünglich ein reiner Quartettgesang, griffen bald auch Chöre diesen Gesangstil auf.
Stilistisch wird Barbershop hier zu Lande gerne irgendwo zwischen Jazz und den "Comedian Harmonists" angesiedelt. Den Kern trifft keines von beidem. Barbershop-Gesang ist Obertonmusik in Reinkultur und entsteht durch möglichst genaue Abstimmung von Vokalen, Tonabständen und Lautstärke unter den vier Stimmen. Die speziellen Harmonieregeln und der enge Satz bewirken einen Klangreichtum und ein Volumen, die zu den herausragenden Merkmalen dieser Musik gehören.
Mit ihrem satten Sound kann einen diese energiegeladene Musik schon umhauen - vorausgesetzt, sie wird wirklich präzise intoniert, was bei den oft anspruchsvollen Arrangements und komplizierten Stimmführungen nicht immer einfach ist. Barbershop ist A cappella pur und bietet dem Sänger wenig Möglichkeit, sich zu verstecken - nicht mal hinter Notenblättern, denn die sind bei Barbershoppern (zumindest bei Auftritten) verpönt.
Aber verstecken wollen sie sich ohnehin nicht. Denn neben der gesanglichen Qualität wird beim Barbershop Präsentation großgeschrieben, spielen Bewegung, Mimik, der ganze körperliche Ausdruck eine Hauptrolle. Da wird gewippt, gestrahlt und zuweilen auch mal quer über die Bühne getanzt - und das Publikum ist begeistert. Dass die erfrischende Präsentation nicht auf Kosten des musikalischen Niveaus geht, haben viele Barbershop-Chöre und - Quartette immer wieder bewiesen. Auszug aus „Marlies Lübke, www.barbershop.de“
Die Bezeichnungen der Stimmlagen entsprechen auch bei Frauenensembles denen des Männergesangs:
Die höchste Stimme ist der „Tenor“ und soll den gesungenen Akkorden das „Sahnehäubchen“ aufsetzen.
Die Melodiestimme ist der „Lead“, hier wird die Geschichte des Liedes erzählt.
Harmonisch darunter oder darüber bewegt sich der „Bariton“, der den Leadklang unterstützt und stärkt.
Die tiefste Stimme ist der „Bass“, oft maßgeblich verantwortlich für Liedrhythmus und Grundton der Akkorde.
Und wenn alle optimal zusammen singen, erklingt als 5. Stimme der Oberton!